|

Licht verstehen: Was du von Legenden der Fotografie lernen kannst

Bei welchem Licht fotografieren?“ Vielleicht ist das die falsche Frage. Lass mich kurz erklären:

In der Fotografie ist das Licht die magische Zutat, die alles, was wir tun erst möglich macht.

Es gibt eigentlich kein „schlechtes Licht„. Nur zu wenig Verständnis dafür um zu wissen, wie du mit der Lichtsituation umgehen sollst.

Demnach kann ein besseres Verständnis für Licht vielleicht die größte Veränderung und Verbesserung deiner Fotos bringen.

In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du Licht besser verstehen kannst und wie einige „Giganten“ der Fotografie das Licht für ihre beeindruckenden Meisterwerke genutzt haben.

Die entscheidende Rolle des Lichts in der Fotografie

Bevor wir uns mit den Werken dieser Meister beschäftigen, sollten wir noch ein wenig genauer darüber sprechen, warum Licht so wichtig ist.

Das Licht bringt Textur, Farbe und Form unserer Motive erst zum Vorschein. Ohne Licht kein Foto.

Ob die warmen Töne der goldenen Stunde oder die knackigen Schatten eines hellen Nachmittags – jede Lichtart führt zu unterschiedlichen Ergebnissen und beeinflusst die Stimmung und das Gefühl eines Fotos.

Und auch, wie du Licht aktiv veränderst und formst spielt dabei eine große Rolle. Je besser du Licht verstehst, desto gezielter kannst du es gezielt einsetzen.

Das Verständnis von Licht ist deshalb von grundlegender Bedeutung, denn es schafft die Basis dafür, wie wir eine Szene oder ein Motiv wahrnehmen und interpretieren. Und vor allem, wie wir es in unserem Foto transportieren.

Welche „Arten“ von Licht kennen wir in der Fotografie? 

Hier sind die wichtigsten:

  1. Direktes Licht: Dieses Licht kommt direkt von der Lichtquelle und beleuchtet das Motiv. Es erzeugt harte Schatten und hohe Kontraste. Denke an einen sonnigen Tag zur Mittagszeit, wenn die Sonne hoch und hell ist.
  2. Seitenlicht: Wenn das Licht seitlich auf dein Motiv trifft, spricht man von Seitenlicht. Es kreiert schöne Texturen und kann zum Betonen von Details genutzt werden.
  3. Streiflicht: Heißt so, weil es in einem sehr spitzen Winkel auf das Motiv trifft und dabei Oberflächenstrukturen plastisch herausarbeitet. Beispiele: Holzoberflächen oder Gemäuer. Streiflicht kann von der Seite ebenso kommen wie von oben, ist somit also eine extreme Form des Seiten- oder Auflichts.
  4. Gegenlicht: Dies bezieht sich auf eine Situation, in der das Licht direkt hinter dem Motiv ist. Es kann eine Herausforderung sein, richtig einzustellen, kann aber dramatische Bildeffekte erzeugen wie Silhouetten oder Lichtkränze.
  5. Diffuses Licht: Dies ist eine Art von indirektem Licht, das gut für Porträtfotografie geeignet ist, weil es die Haut sanft und gleichmäßig ausleuchtet und Falten oder Unvollkommenheiten minimiert. Ein Softbox in einem Studio erzeugt diese Art von Licht.
  6. Indirektes Licht: Im Gegensatz dazu ist indirektes Licht sanfter und streut , so dass es weniger Schatten und einen gleichmäßigeren Lichtverlauf gibt. Eine bewölkte Bedingung oder Schattenbereich in einem sonnigen Tag erzeugt dieses Art von Licht.
  7. Goldene Stunde: Dies ist die Zeit kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang, wenn das Licht besonders weich und warm ist, oft mit einem goldenen Farbton. Es ist eine sehr beliebte Zeit für Portraits und Landschaftsaufnahmen.
  8. Blaue Stunde: Diese tritt kurz vor dem Sonnenaufgang und kurz nach dem Sonnenuntergang auf, wenn der Himmel noch blau ist und bietet eine kühle, ruhige Stimmung.
  9. Künstliches Licht: Dies bezieht sich auf Lichtquellen wie Lampen, Leuchtstoffröhren, Blitzlichter etc. Sie können eine Vielzahl von Stimmungen und Effekten abhängig von ihrer Farbtemperatur und Position erzeugen.
  10. Reflektiertes Licht: Dies ist Licht, das von einer Oberfläche abprallt und das Motiv beleuchtet. Du kannst dies in deiner Kontrolle haben, indem du reflektierende Oberflächen wie Reflektoren, leichte Wände oder sogar Wasser verwendest.
  11. Tungsten Licht: Dies ist eine Art von künstlichem Licht, das oft in Innenräumen anzutreffen ist. Es hat einen warmen, gelb-orangefarbenen Ton und kann die Farben in deinem Bild beeinflussen, es sei denn, du passt den Weißabgleich deiner Kamera entsprechend an.
  12. Fluoreszierendes Licht: Eine weitere Art von künstlichem Licht, das einen kühlen, blau-grünen Farbton hat und oft in Bürogebäuden und Geschäften gefunden wird.
  13. Blitzlicht: Dies ist künstliches Licht, das von einem Kamera-Blitz erzeugt wird. Es kann hart und direkt sein, aber es kann auch manipuliert werden, um diffuses oder indirektes Licht zu erzeugen, indem es von Decken oder Wänden abprallt oder durch einen Diffusor geschickt wird.
  14. Fensterlicht: Fenster können eine hervorragende natürliche Lichtquelle sein, insbesondere für Innenporträts. Sie können diffuses Licht erzeugen oder, je nach Tageszeit und Wetter, mehr direktes Licht.

 

Meister des Lichts und ihre Techniken

1. Annie Leibovitz

Annie Leibovitz ist bekannt für ihre fesselnden und dramatischen Porträts. Sie hat die Fähigkeit, Licht zu nutzen, um eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen. Ihr ikonisches Porträt von John Lennon und Yoko Ono ist ein Paradebeispiel dafür, wie sie Licht einsetzt, um Stimmung und Intimität zu erzeugen. Sie nutzt das Licht, um die Personen gleichzeitig zu vereinen und zu isolieren.

© Annie Leibowitz. Quelle: FAZ Deutschland

2. Steve McCurry

Steve McCurrys Name ist ein Synonym für leuchtende Farben und wunderschön ausgeleuchtete Kompositionen. Sein berühmtestes Foto, das „Afghan Girl“, zeigt seinen meisterhaften Umgang mit Licht. Er nutzt natürliches Tageslicht, um das Gesicht des Mädchens zu beleuchten und ihre faszinierenden grünen Augen hervorzuheben, was es – kombiniert mit der Geschichte zum Bild – zu einem der beeindruckendsten Porträts unserer Zeit macht.

3. Zack Arias

Zack Arias ist oft unkonventionell oder nimmt bestehende Konventionen und macht sein eigenes Ding daraus. Ein Grund, warum ich ihm sehr lange und gerne folge und seine Arbeit oft als Inspiration gedient hat.

3. Henri Cartier-Bresson

Gehasst und für“überschätzt“ befunden, oder geliebt und als Genie gefeiert von Fotografen. Dazwischen ist nicht sehr viel Platz bei ihm. Cartier-Bresson – der oft als Meister der Schnappschussfotografie gefeiert wird – hatte ein großartiges Gespür für Licht. Seine monochromen Bilder zeigen, wie er mit Licht und Schatten spielte, um eine filmische Stimmung zu schaffen, die fesselnde Geschichten erzählt.

 

Wichtige Lektionen von den Meistern

Von Leibovitz lernen wir, wie man das Studiolicht manipuliert, um Motive zu betonen und Stimmungen zu erzeugen.

McCurry hingegen zeigt uns die Macht des natürlichen Lichts und wie es die Farben und die emotionale Wirkung eines Bildes verstärken kann.

Cartier-Bresson lehrt uns durch seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen, Kontraste zu sehen, indem er Licht und Schatten nutzt, um den Fotos Tiefe und Interesse zu verleihen.

Die Anwendung dieser Techniken in deiner Fotografie

Wie kannst du diese Lektionen nun auf deine Arbeit anwenden?

Gute Frage. Beginne damit, im Alltag aktiv auf das Licht zu achten – beobachte, wie es sich im Laufe des Tages verändert und wie es die Stimmung eines Raumes oder einer Landschaft komplett verändert. So wirst du achtsamer werden und dir – ob mit oder ohne Kamera – besser wahrnehmen, was dir gefällt.

Einer der Gründe, warum Fotografieren lernen das Leben so viel schöner macht 😉

Nutze beim Fotografieren die goldene Stunde, aber scheue dich auch nicht vor dem grellen Mittagslicht; lerne stattdessen, mit ihm zu spielen und interessante Muster mit Schatten zu erzeugen.

Denke daran, das Licht zu manipulieren, zu formen, indem du es als Werkzeug einsetzt, um dein Motiv hervorzuheben und die Stimmung deines Fotos zu bestimmen.

Experimentiere mit natürlichem und künstlichem Licht, mit Reflektoren (Alufolie, Schaumstoffplatten, ein Blatt Papier) oder Diffusoren (oder ein Leintuch) und lerne, wie du ein gewöhnliches Bild in etwas Außergewöhnliches verwandeln kannst.

Fazit

Wie Leibovitz und Co. gezeigt haben, ist die Beherrschung des Lichts der Schlüssel zu beeindruckenden, wirkungsvollen Fotos.

Also, beobachte Licht, spiele mit ihm, genieße seine Wärme, seinen Schatten. Denn nur wenn wir Licht beobachten und versuchen besser zu verstehen, können wir damit arbeiten.

Licht läßt sich nie zu 100% verstehen und lenken. Es hat ein Eigenleben. Aber wir können es uns zum Freund machen.

Wie George Eastman, der Gründer von Kodak, einst sagte: Umarme das Licht. Bewundere es. Liebt es. Aber vor allem: Kenne das Licht. Wenn du es richtig kennst, kennst du den Schlüssel zur Fotografie.

Denke immer daran, dass wir die Regeln nur lernen, um sie zu verstehen und besser brechen zu können.

Die wahre Freude an der Fotografie liegt im Experimentieren, Erforschen und Ausdrücken deiner einzigartigen Sichtweise, Vision.

Wenn du gern wöchentliche Tipps, Inspirationen und Anregungen zu allen Bereichen der Fotografie direkt ins Postfach möchtest, hol dir hier den Shootcamp Weekly kostenlos: https://shootcamp.at/weekly

Kostenlos starten!

Hol dir die kostenlose Shootcamp Toolbox mit dem Spickzettel für die Fototasche, der Packliste für reisende Fotografen und kostenlosen Lightroom Presets.

Oder hol dir eines unserer kostenlosen Trainings.