7 Dinge die du über Fotografie lernen kannst, die wertvoller sind, als jede Kamera

Titelbild: Werner Schmäing – Shootcamper

Street Fotograf Evan Ranft hat für seine Street Fotografie immer wieder mal sein Smartphone verwendet und diese Fotos mit denen aus seiner Leica vermischt.

Auf Instagram und sogar in seinen Büchern.

Und rate mal – niemand hat den Unterschied bemerkt, bis er es gesagt hat.

Damit ist er nicht allein, die Beispiele sind zahlreich.

Und trotzdem hält sich hartnäckig der Mythos: *Um bessere Fotos zu machen, brauchst du eine bessere Ausrüstung.*

Dieser Glaube treibt viele dazu, viel Geld in High-End-Kameras, Objektive und Zubehör zu investieren. Nur, um dann frustriert zu sein, weil die Fotos zwar jetzt hochauflösender und das Bokeh vielleicht schöner sind, aber noch immer nicht ansprechend.

Bessere Fotos entstehen mit der Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Und je mehr man beherrscht, umso mehr holt man auch aus günstigen Kameras oder Smartphones raus.

Stellen wir also mal Wissen und Equipment gegenüber und schauen, wo du deine Zeit (und auch dein Geld) sinnvoller investieren kannst.

1. Anpassungsfähigkeit

Vielseitigkeit ist das A und O in der Fotografie. Die Fähigkeit, sich schnell an unterschiedliche Lichtverhältnisse, Wetterbedingungen und Umgebungen anzupassen, kann durch keine noch so gute Ausrüstung ersetzt werden.

Es mag zwar von Vorteil sein, mehrere Kameras oder Objektive für unterschiedliche Bedingungen zu haben. Klar können wir damit schneller arbeiten. Aber die Fähigkeit, sich mit einer einzigen Kamera (und einem einzigen Objektiv – wenn du es gern richtig durchziehen möchtest 😉 anzupassen, ist viel wertvoller.

Anpassungsfähigkeit kannst du nicht kaufen.

Sie entsteht durch konstante Übung der grundlegenden Technik, bis sie so in Fleisch und Blut übergeht, dass du damit spielen kannst. Und auf dem Weg dahin wirst du durch viel Frust durch müssen. Aber das lohnt sich 😉

Wolfgang Nagl – Shootcamp Challenge, Thema „Sanft & Weich“ – Monat für Monat rufen wir unter Shootcamp Kursteilnehmern eine Aufgabe aus, der sie sich stellen. Das fördert die Anpassungsfähigkeit und kurbelt Ideen an.

2. Komposition und Framing

Die Komposition ist das Rückgrat eines starken Fotos. Wenn du die Regeln der Drittel, der Führungslinien, der Symmetrie und der Ausgewogenheit kennst, kannst du überzeugende Bilder erstellen.

Noch wichtiger ist, dass du weißt, wann und wie du diese Regeln kreativ brechen kannst – eine Fähigkeit, die man nicht kaufen kann.

Fortgeschrittene Kameras bieten zwar Kompositionshilfen, aber sie sind kein Ersatz für ein künstlerisches Auge. Sie helfen dir nur das, was du gelernt und verstanden hast einfacher umzusetzen.

Wenn du in die Entwicklung eines ausgeprägten Sinns für Komposition investierst, kannst du selbst mit der einfachsten Kamera außergewöhnliche Fotos sehen und erstellen. Diese Fähigkeit verwandelt gewöhnliche Szenen in fesselnde Geschichten – ein Kunststück, das keine noch so gute Ausrüstung erreichen kann.

3. Nachbearbeitungstechniken

Da machen wir leider das nächste unnötig heiss diskutierte Thema auf – Bildbearbeitung.

Fakt ist – sie war schon immer Teil der Fotografie. Seit den jüngsten Tagen der Dunkelkammer (Siehe Video)

Die Fähigkeit, Bilder in Software wie Adobe Photoshop oder Lightroom zu verbessern, zu korrigieren, farblich anuzpassen oder künstlerisch zu verändern, ist von unschätzbarem Wert.

Auch wenn die neueste Software oder ein leistungsfähiger Computer bei diesem Prozess hilfreich sein können, kommt es auf die Fähigkeiten des Fotografen an, diese Werkzeuge zu nutzen.

Wer Farbkorrekturen, Belichtungskorrekturen und Retuschen beherrscht, kann ein gutes Foto in ein Meisterwerk verwandeln. Diese Fähigkeiten brauchen Zeit, um sich zu entwickeln und können nicht durch ein Upgrade auf die neueste Hardware ersetzt werden.

4. Verstehe dein Motiv

Große Fotografen tauchen in ihre Motive ein. Egal, ob es sich um die feinen Nuancen eines Porträts oder die Großartigkeit einer Landschaft handelt, das Verständnis deines Motivs hat großen Einfluss auf die Qualität deiner Fotos.

Dieses Verständnis fördert die Fähigkeit, das Wesen und die Emotionen deines Motivs einzufangen – eine Qualität, die auch teure Objektive oder Kameras nicht wiedergeben können. Mag sein, dass sie technisch nochmal 5% feinere Details bringen, aber fehlende Ausstrahlung können sie nicht ersetzen.

Die Ruhe eines Tierfotografen, der das Verhalten der Tiere versteht, die Fähigkeit eines Porträtfotografen, eine Verbindung zu seinem Motiv herzustellen, oder das Wissen eines Landschaftsfotografen über die Umgebung.

Das alles kann ein Foto auf eine Weise aufwerten, wie es die Ausrüstung allein nicht kann.

Die „Väter Portraits & Interviews“ leben nicht von aufwändiger Lichtsetzung oder teurer Ausrüstung, sondern einzig und allein von tiefgehenden Gesprächen über das Dasein als Vater. Verstehst du dein Motiv, bekommst du Ausdruck in die Kamera den keine Kamera und kein Licht der Welt hinkriegt. – vaeter.co

5. Geduld und Timing

Beim Fotografieren muss man oft auf den perfekten Moment warten. Diese Geduld, gepaart mit der Fähigkeit, diesen Moment effektiv einzufangen, ist wertvoll.

Und so nebenbei verschafft dir das immer wieder kleine Urlaube zwischendurch ,-)

Natürlich können Kameras mit schnelleren Aufnahmegeschwindigkeiten oder Fokus in manchen Situationen helfen, aber sie sind kein Ersatz für die Intuition und das Timing des Fotografen.

Es ist diese Fähigkeit, flüchtige Momente zu sehen bevor sie passieren und darauf zu reagieren, die dazu führt, dass einzigartige Aufnahmen entstehen. Bei diesen Momenten geht es darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und die richtige Perspektive einzunehmen – ein Zusammenspiel, das die Technik allein nicht bewerkstelligen kann.

Und daran wird auch KI so schnell nichts ändern 😉

Werner Schmäing – Shootcamp Challenge – Das Maß an Geduld, das für so ein Foto nötig war ist schwer vorstellbar 😉

6. Licht und Schatten

Die Fähigkeit, Licht und Schatten zu sehen und zu manipulieren, ist eine Fähigkeit, die für Fotografen enorm wichtig ist.

Wenn du dir Zeit nimmst, um die verschiedenen Lichtqualitäten zu verstehen – grelles Sonnenlicht, weiches Abendlicht oder die subtilen Töne eines bewölkten Tages – entwickelst du die Fähigkeit, Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen.

Mit diesem Verständnis kannst du auch mit bescheidener Ausrüstung beeindruckende Fotos machen. Und auch das ist zahlreich im Internet bewiesen in großartigen Fotos mit Baustellenstrahlern oder billigen LED Lampen aus dem Baumarkt 😉

Im Gegensatz dazu kann die anspruchsvollste Blitz- oder LED Ausrüstung in ungeübten Händen nur wenig ausrichten.

Es ist das Verständnis des Fotografen für das Licht, das einem Foto Tiefe und Emotionen verleiht, nicht das Preisschild der Ausrüstung.

Sandra Tomala – Shootcamp Challenge Thema „Rund“. Die Bildaufteilung ist sehr fein durchdacht. Man könnte auch einfach das Zentrum der Treppe ins Zentrum des Bildes rücken. Sandra hat sich hier anders entschieden und das Bild dadurch wesentlich interessanter gestaltet.

7. Kreative Vision und Storytelling

Das Herz der Fotografie liegt im Geschichtenerzählen und in der kreativen Vision. Eine einzigartige Perspektive zu entwickeln und Geschichten durch Bilder zu vermitteln, ist eine Fähigkeit, die sehr, sehr weit über Megapixel hinausgeht.

Es geht darum, die Welt auf eine Weise zu sehen, die andere nicht sehen, und diese Vision durch deine Fotos zu teilen. (Deshalb arbeiten wir im Shootcamp auch gerade an dem neuen Kurs „Sehen lernen“ 😉

Technische Perfektion lässt sich zwar mit High-End-Ausrüstung erreichen, aber die Fähigkeit, Emotionen zu wecken und Geschichten durch Fotos zu erzählen, ist eine Fähigkeit, die durch Erfahrung, Beobachtung und Kreativität geschärft wird.

Equipment ist nicht sinnlos

Damit wir uns hier nicht mißverstehen – Natürlich spielen Kameras, Objektive und all das andere schöne Zeug eine Rolle bei der Fotografie. Aber am Ende des Tages sind es die Fähigkeiten und die Kreativität des Fotografen, die ein Foto wirklich unverwechselbar machen.

Einige der beeindruckendsten Fotos der Geschichte sind mit manuellem Fokus auf Film eingefangen. Wenn wir uns also selbst einreden, dass wir unbedingt eine bessere Kamera brauchen, suchen wir nach Ausreden. Nicht mehr und nicht weniger. (und ich weiß, das ist hart sich einzugestehen 😉

Außerdem wissen wir ja, dass jeder Kauf eines neuen Geräts nur eine kurze Zeit glücklicher macht.

Aber Fortschritte machen, sich weiterentwickeln, Endlos zu Lernen über Licht, bis Geschichten erzählen und dann aus dem vorhandenen Equipment bessere Fotos rauszuholen – das macht dich jeden Tag aufs Neue glücklicher als Megapixel und Autofokus 😉

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