Fotografieren lernen – Eine Schritt für Schritt Anleitung für Anfänger

Inhalt

Es gibt unzählige Gründe, warum Fotografieren lernen eine gute Idee sein kann. Ein neues (enorm vielseitiges und Freude bringendes) Hobby, die Familiengeschichte dokumentieren, bessere Urlaubsfotos mit nach Hause bringen, künstlerische Entfaltung, bis hin zur beruflichen Veränderung, die Liste ist lang.

Dabei stellen sich aber recht schnell sehr viele Fragen in den Weg.

  • Was braucht man als Anfänger überhaupt zum Fotografieren lernen?
  • Wie lernt man am besten Fotografieren?
  • Woher bekommt man die Fotografie Grundlagen und was gehört überhaupt dazu?
  • Kann eigentlich jeder Fotografieren lernen?

Meistens läuft die Sache dann nach viel hin und her ganz grob in etwa so:

  1. Kamera kaufen. (irgendeine aus den 1.000 Empfehlungen, die man bekommen hat)
  2. Im Automatikmodus voller Vorfreude losziehen.
  3. Etwas ernüchtert nach Hause kommen, weil die Fotos nicht ganz so toll geworden sind.
  4. Bedienungsanleitung der Kamera lesen. 
  5. Leicht verwirrt das ganze Internet durchsuchen (und irgendeinen Fotografie-Crashkurs anschauen)
  6. Alle Tipps für Fotografie Anfänger lesen, die man findet.
  7. Noch verwirrter losziehen als vorher (Wieder im Automatikmodus)
  8. Das Internet fragen: Ist Fotografieren wirklich so schwer?“

Nein, das ist es eigentlich nicht und ja, man kann ein Leben lang dabei lernen.

Schwer ist eigentlich hauptsächlich den Durchblick zu Beginn zu finden. Herauszufinden was man braucht und was man ignorieren kann.

Das betrifft sowohl die Ausrüstung, die Kamera, Objektive, Blitze usw … als auch das endlose Wissen, das man sich über Fotografie aneignen kann.

Eines der schönsten Dinge am fotografieren lernen – dass man eben nie auslernen kann – ist gleichzeitig für Anfänger eine der größten Fallen.

Es braucht einen roten Faden durch diesen Dschungel.

Dieser Guide soll Schritt für Schritt einen ersten Ansatz geben, wo du anfängst, wenn du fotografieren lernen möchtest. Und noch wichtiger – was du vorerst getrost ignorieren kannst 😉

Andernfalls drohen einige Jahre an Verwirrung, Suche und viel Frust. Wie mir das in meinen ersten Jahren passiert ist (wobei, damals gabs auch noch kein Internet 😉

Die Dinge, die ich gern am ersten Tag gehört hätte, um mir diesen Frust zu sparen, habe ich übrigens mal in diesem Youtube Video zusammengefasst:

Kümmern wir uns jetzt Schritt für Schritt um die Dinge, die du als Fotografie Anfänger wissen, verstehen und lernen musst, damit der Start ein erfolgreicher für dich wird:

1. Welche Kamera soll ich kaufen, wenn ich fotografieren lernen will?

Die einfachste Antwort: Eine Kamera ist nur ein Werkzeug.

Je nachdem, was genau du damit vorhast, wird es ein passendes Werkzeug geben. Die Frage sollte also nicht sein „Welche Kamera soll ich kaufen?“, sondern „Welche Kamera ist für das, was ich damit vorhabe, die Richtige?“

Du wirst endlose Diskussionen, fast schon religiöse Streitgespräche online finden zu der endlosen Frage welche Kamera die beste ist. Tu dir also selbst den Gefallen und frag nicht in einem Internetforum oder einer Facebook-Gruppe „Welche Kamera würdet ihr für Anfänger empfehlen?“.

Die Antwort wird sein „Nikon, Canon, Fuji, Sony“ und alle anderen Kameramarken, die von den Mitgliedern gerade bevorzugt werden und jede/r wird besser wissen als alle anderen, warum seine Empfehlung die einzig Wahre ist.

Du kannst sie alle ignorieren!

Welche Kameramarke du wählst, hat in allererster Linie mit „Sympathie“ zu tun. Die Kamera soll sich gut anfühlen, du sollst Freude damit haben, mit der Menüführung klarkommen, sie soll dich nicht hindern oder ärgern.

Viel wichtiger ist zu wissen, welche Ansprüche du an die Kamera hast und was du für die jeweilige Anwendung brauchst.

Willst du schnelle Kinder und Haustiere fotografieren, willst du deine Kamera immer dabei haben und damit Reisen dokumentieren, willst du dir Zeit nehmen um kleine Kunstwerke zu schaffen und ist es dir egal, wenn du viele schwere Objektive mit dir rumschleppst, hast du vor viele Menschen zu fotografieren und wenn, soll das dann eher intime Portraits werden oder eher spontane Fotos auf der Straße, …

Vielleicht hilft dir diese kleine Checkliste. Stell dir diese einfachen Fragen:

  • Welche Art(en) von Fotografie will ich machen (Portrait, Landschaft, Reise, Makro,…)
  • Wie oft werde ich die Kamera verwenden) täglich, mehrmals pro Monat, hin und wieder,…)
  • Wie robust muss sie sein
  • Muss sie besonders schnell (AF) sein (bewegte Kinder, Haustiere, Sportfotografie,…)
  • Will ich Wechselobjektive oder etwas Kompaktes
  • Stört mich viel Gewicht bei Objektiven und Kameras

An erster Stelle steht also mal die Frage „was genau hast du damit vor“. Das wird dir helfen, die richtige Kamera für dich zu finden und / oder den Kameraverkäufern im Fachhandel einen Anhaltspunkt zu geben, welche Kamera die passende für dich sein könnte.

Um zu wissen, welche Kamera zu dem passt, was du dir damit vorgenommen hast, musst du dir zuerst mal ein gewisses technisches Grundwissen aneignen.

Die gute Nachricht ist – das ist nicht sehr viel und auch nicht schwer zu lernen.

2. Fotografieren lernen 1×1: Technische Grundlagen der Fotografie lernen

Kameras können so verwirrend wirken, weil moderne Kameras so enorm viele Optionen, Einstellungen und Funktionen bieten.

Aber – Seit der Erfindung der Fotografie funktionieren Kameras (im Grunde genommen) auf die exakt selbe (sehr einfache) Weise:

Ein Loch (Objektiv) durch das Licht in ein Gehäuse durch einen Verschluss dringt (Blende und Verschluss in der Kamera) wo es an dessen Rückseite auf eine lichtempfindliche Fläche (Film oder Sensor) trifft und somit das Bild speichert.

Fotografieren lernen - Kameraaufbau

Wenn du das Prinzip ganz genau verstehen willst – in diesem kurzen Video aus dem Basiskurs (einem von über 60) findest du alles, was du brauchst, um zu verstehen, wie eine Kamera funktioniert.

Schon klar, moderne Kameras haben unzählige Menüpunkte, Knöpfe und Funktionen.

Aber insbesondere für Anfänger, die fotografieren lernen wollen, sind diese zusätzlichen Funktionen meist mehr Verwirrung als Hilfe!

Du kannst dich allen Zusatzfunktionen deiner Kamera widmen, wenn die Grundlagen im Schlaf funktionieren und du auch Verwendung dafür hast.

Deshalb beschränken wir uns jetzt auf die 3 einfachen Dinge, mit denen in der Fotografie gearbeitet wird, seit es Fotografie gibt (und vermutlich bis in alle Ewigkeit)

Das Belichtungsdreieck

Wie oben beschreiben – Licht geht durch ein Objektiv und trifft auf einen Sensor oder Film.

Mit dem Belichtungsdreieck können wir:

  1. dafür sorgen, dass die richtige Menge Licht auf dem Sensor oder Film landet (nicht über- oder unterbelichtet, sondern richtig belichtet)
  2. bestimmen, ob der Hintergrund scharf oder unscharf sein soll
  3. bestimmen, ob Bewegung (laufende Kinder, fahrende Autos usw) verschwommen bzw. bewegt, oder „eingefroren“ dargestellt werden.

Dazu haben wir diese 3 Faktoren zur Verfügung (deshalb Belichtungsdreieck)

  • Blende
  • ISO
  • Belichtungszeit

Die gute Nachricht: es ist keine Raketenwissenschaft, sondern sehr einfach! Es braucht nur viel Übung.

Was tun diese 3 also in der Kamera?

A. Blende

Mit der Blende bestimmst du einfach, wie groß das Loch im Objektiv sein soll.
Also, wie viel Licht durch das Objektiv geht.
Außerdem sorgt eine weit offene Blende dafür, dass der Hintergrund eher unscharf wird, während eine geschlossene Blende dafür sorgt, dass der Hintergrund scharf wird.

Das einzig Verwirrende daran:

• kleine Zahl = große Blendenöffnung.
• große Zahl = kleine Blendenöffnung.

Blende 2.8 ist also eine große Blendenöffnung, also viel Licht und somit unscharfer Hintergrund
Blende 22 ist demnach eine kleine Blendenöffnung, also weniger Licht und scharfer Hintergrund.

B. Belichtungszeit

Mit der Belichtungszeit bestimmst du, wie lang der Verschluss in der Kamera geöffnet ist, also wie lange das Licht durch die Kamera zum Sensor darf.

Also, ebenfalls die Menge an Licht, die durch das Objektiv geht.
Ist der Verschluss lange geöffnet, kommt mehr Licht an den Sensor, als wenn er nur sehr kurz geöffnet ist.

Außerdem sagt die Dauer der Belichtung auch, ob Bewegung eingefroren oder im Bild sichtbar wird.

Fährt zum Beispiel ein Motorrad schnell durchs Bild und der Verschluss ist 3 Sekunden lang geöffnet, wird vom Motorrad nur ein Strich auf dem Foto zu sehen sein.

Ist der Verschluss aber nur eine tausendstel Sekunde geöffnet, siehst du das ganze Auto scharf.

Hier ein Beispiel mit 1/40 Sekunden Belichtungszeit, die Kamera wurde dabei mit dem vorbeifahrenden Motorrad mitbewegt – deshalb ist nicht das Motorrad, sondern der Hintergrund unscharf.

Soweit so gut, bleibt ein dritter Faktor im Belichtungsdreieck:

C. ISO Einstellung

Die ISO Einstellung kannst du dir vorstellen wie einen Joker, mit dem du alles einfach „heller“ oder „dunkler“ drehen kannst.

Technisch könnte man ISO sehr umständlich erklären, aber alles, was du wissen musst, ist:

  • Höhe ISO: Helleres Bild
  • Niedrige ISO: Dunkleres Bild.

 

Angenommen du willst mit geschlossener Blende (f22) fotografieren, um möglichst scharfen Hintergrund zu bekommen.

Gleichzeitig möchtest du aber eine sehr kurze Verschlusszeit, damit keine Bewegung zu sehen ist.

Und zu all dem dämmert es gerade, es ist also nicht allzu viel Licht vorhanden.

Um sowohl geschlossene Blende, also auch kurze Verschlusszeit zu bekommen, kannst du dir hier also mit der ISO helfen, sie hochdrehen, bis deine Belichtung wieder stimmt.

Vorsicht – manche ältere Kameras sind bei höheren ISO Werten anfällig für sehr viel Bildrauschen / Körnung.

Es empfiehlt sich also nicht grundsätzlich immer hohe ISO Werte zu verwenden.

Ich versuche immer die ISO so niedrig wie möglich zu halten.

Grobe ISO Richtwerte

Tageslicht: ISO 100
Schatten: ISO 400
Kunstlicht / Innen: ISO 800 und höher 

Ja, über diese Themen kann man noch sehr viel mehr sagen und lernen.
Auch deshalb ist der Shootcamp Basiskurs ein 7-wöchiger Kurs mit vielen Übungen dazwischen.

Aber wenn du bei 0 anfangen willst, ist genau das hier alles, was du für den Anfang über die Belichtung in der Kamera wissen musst.

Blende, ISO, Belichtungszeit und das Zusammenspiel aus den dreien.

Den Umgang damit kannst du auch nicht in 5 Minuten lernen und dann davon ausgehen, dass das jetzt klappt.

Alles, was dich hier weiterbringen wird, ist Übung!

Stelle deine Kamera zB. rein zu Übungszwecken auf den M-Modus (Manuellen Modus) stell sie auf ein Stativ (um nicht ständig die Bedingungen zu verändern) und versuche zu verstehen, welche Werte zu welchen Ergebnissen führen.

Fotografieren lernen - Kameraaufbau

Du kannst auch den AV (oder A) oder TV (oder S) Modus verwenden, in dem die Kamera jeweils entweder die Belichtungszeit oder die Blende automatisch einstellt. Du übernimmst ISO und den jeweils anderen Wert, Blende oder Belichtungszeit.

Wichtig ist nur, dass du dir Übungszeiten nimmst, bei denen du nicht auf das Ergebnis achtest, sondern bewusst den Umgang mit dem Belichtungsdreieck übst!

Als würdest du ein Instrument lernen. Wenn man Gitarre lernen möchte, übt man auch zuerst, mit seinen Fingern Akkorde zu greifen, nicht gleich einen ganzen Song ;-)

3. Licht verstehen gehört zum fotografieren lernen

Wenn du fotografieren lernen möchtest, ist ein wesentlich wichtigerer Punkt als „welche Kamera soll ich kaufen“, wie gut du mit Licht umgehen bzw. es verstehen kannst.

Wenn du Licht verstehst, wirst du mit jedem Smartphone oder günstigen Einsteigerkamera weitaus bessere Fotos machen können, als mit einer teuren Profikamera ohne Verständnis von Licht und wie es sich verhält.

Deshalb hier ein paar grundlegende Dinge, die du von Anfang an über Licht in der Fotografie wissen musst:

• Große Lichtquelle = Weiches Licht
• Kleine Lichtquelle = Hartes Licht

Einfach erklärt, wenn du eine Softbox verwendest, dann ist das Licht nicht so weich, wegen des weißen, durchlässigen Diffusor vor dem Licht. Ja, das spielt auch eine Rolle, aber der wichtigste Grund warum das Licht weicher wird ist, dass die Lichtquelle so groß ist.

Die Sonne am Himmel ist zwar an sich groß, aber durch ihre Entfernung von uns ist sie eine sehr kleine Lichtquelle. Deshalb gibt sie auch sehr hartes Licht und wirft sehr harte Schatten.

Wenn du zwischen die Sonne und dein Motiv z. B. ein großes Leintuch hältst, dann wird daraus plötzlich eine sehr große und somit auch sehr weiche Lichtquelle.

Schatten sind dein Freund

Insbesondere Foto-Anfänger missverstehen das sehr oft.
Schatten sind nicht schlecht, im Gegenteil, sie sind sogar sehr wichtig, um ein 3 dimensionales Bild zu zeichnen.

Wenn Licht also mehr von der Seite kommt und Schatten wirft, dann ist das eine gute Sache. Wir müssen nur aufpassen, wie wir diese Schatten gestalten.

Wenn du also nächstes Mal versuchst in Foto von jemandem zu machen, versuch nicht genau mit der Sonne zu fotografieren. Dreh dich zur Seite, schau, ob du eine reflektierende Hauswand findest, die für dich eine große Lichtquelle sein kann, oder versuch es am Morgen oder Abend auch einfach mal gegen die Sonne.

4. Bildgestaltung / Bildkomposition

Dieses Thema kann eines der längsten in der ganzen Fotografie werden. Hier entsteht dein eigener Stil, hier kannst du dich Jahre oder Jahrzehnte weiterentwickeln und immer wieder neue Wege für dich finden.

Die Bildgestaltung und Komposition ist sozusagen die Sprache deiner Fotografie. Willst du fotografieren lernen, musst du diese Sprache erlernen.

Welche Perspektive nimmst du ein, wie ist das Bild geometrisch aufgeteilt, welche Farben zeigst du im Bild und welche klammerst du eventuell aus, wie viel Inhalt ist im Foto, …

Nahezu endlose Möglichkeiten, deine eigene Sprache zu finden.

Aber wo fängst du an, wenn du fotografieren lernen willst und das alles noch zu viel auf einmal wäre? Machen wir uns hier die Sache für den Anfang wieder möglichst einfach und effizient zunutze:

Perspektiven

Ganz einfach gesagt, beweg deinen Hintern.
Der erste Weg zu interessanteren Fotos ist in Bewegung bleiben.

Wenn du in deinen Fotos immer nur die „Ich Perspektive“ zeigst, also alles aus dem Blickwinkel, den du sowieso sehen würdest, dann ist das für Betrachter deines Bildes wohl wenig spannend.

Leg dich auf den Boden, versuch durch etwas durch zu fotografieren, finde Elemente rund um dich, die du in den Vordergrund deines Fotos heben kannst, kurz – finde eine interessantere Perspektive.

Lass dich dabei nicht aus der Ruhe bringen. Du wirst anfangs sehr, sehr viel experimentieren und vielleicht bist du mit den Ergebnissen alles andere als zufrieden. Aber du wirst jedes Mal etwas lernen. Und wenn es nur ist, wie es dir nicht gefällt.

Ich empfehle insbesondere für interessantere Perspektiven Anfängern gerne bei einem Objektiv mit Festbrennweite zu bleiben, wie z. B. 50 mm.
Das hat den Vorteil, dass du dich bewegen musst, um neue Perspektiven zu finden. Mit einem Zoom Objektiv läuft man schnell Gefahr faul zu werden und eine neue Perspektive ohne Bewegung zu finden.

Geometrie

Geometrie kann so viel in einem Bild tun, dir helfen eine Geschichte besser zu erzählen, Gefühle bei Betrachtern auszulösen usw.…

Beim Fotografieren für Anfänger kann Geometrie helfen, etwas mehr Klarheit ins Bild zu bringen und das Foto fürs Auge etwas „angenehmer“ oder „homogener“ zu gestalten.

Die gute alte Drittelregel ist die berühmteste aller geometrischen Regeln, auf die wir hier zurückgreifen können.

Durch die Aufteilung des Bildes in 3×3 gleiche Teile ergeben sich Schnittpunkte an den Linien und 9 gleich große Flächen in denen du dein Motiv positionieren kannst.

Das sorgt einfach dafür, dass dein Bild interessanter und ausgeglichener wird.

Aber nie vergessen – und das gilt ganz besonders bei der Bildgestaltung – jede Regel ist manchmal nur da, um auch gebrochen zu werden.

Farbgestaltung

Das nächste endlose Feld in der Fotografie wäre dann die Farbgestaltung.
Komplementärfarben, 3-fach oder 4-fach Harmonien sind hier erst der Anfang der Gestaltungsmöglichkeiten in der Fotografie.

Für Foto-Anfänger lohnt es sich auch hier die Sache erst mal wirklich einfach zu halten. Du hast nichts davon, wenn du dir sämtliche Farbtheorie auf einmal reinziehst und dann nur noch verwirrter bist als vorher.

Wichtig ist, eine einfache Sache zu lernen und sie auch anzuwenden.

Am besten, bis dir dabei langweilig wird.
So richtig.
Und das Ergebnis so richtig gut ist.
Dann gehts auf zur nächsten Übung.

Was sind also Komplementärfarben?

Einfach gesagt zwei Farben, die sich im Farbspektrum genau gegenüberliegen.

Diese empfinden wir als „harmonisch“.

Die berühmteste aller Farbharmonien ist „Teal and Orange“.
Sie wird in Hollywood verwendet und in vermutlich 80 % aller Instagram Fotos von Fotografen.

Ist sie deshalb „schlecht“? Auf keinen Fall. Sie ist aus gutem Grund so gern gesehen.

Ja, schon klar, du bist motiviert und stehst am Anfang und denkst „aber ich will doch nicht lernen Fotos zu machen, die aussehen wie die, die alle anderen machen. Wie lerne ich professionell zu fotografieren?

Die Antwort ist – genau so!

Indem du Schritt für Schritt verstehst, was erfolgreiche Fotos so erfolgreich macht, anfängst einige der besten Rezepte zu „kopieren“, nachzuahmen, selbst auszuprobieren.

Unterwegs wirst du sehen, dass diese Dinge wesentlich mehr Sinn für dich ergeben, als wenn du sie einfach überspringst und gleich deinen eigenen Stil in der Fotografie finden möchtest.

Weniger Inhalt im Bild

Eine Sache noch zu Bildgestaltung, die besonders für Anfänger in der Fotografie sehr, sehr wichtig ist: versuch nicht zu viel Inhalte in dein Bild zu packen.

Weniger ist mehr!

Es ist eine außerordentlich schwierige Kunst viele Inhalte, Farben, Motive und Geschichten in ein Foto zu packen. 

Wesentlich einfacher wirst du fotografieren lernen, wenn du zu Beginn versuchst so wenig wie möglich an Inhalt oder Farben in deinem Bild zu haben. Später kannst du dich Schritt für Schritt auch komplexeren Bildaufbauten nähern.

5. Bildbearbeitung

Beim Thema Bildbearbeitung scheiden sich die Geister mindestens genauso, wenn nicht mehr als bei den Kameramarken.

Dabei wäre auch das absolut nicht nötig.

Die eine Seite meint „das Foto muss unbedingt fertig aus der Kamera kommen“. (Es gibt sogar das Kürzel „OOC“ für „Out of Camera“ – also direkt aus der Kamera, ohne Bearbeitung.

Was genauso falsch und richtig ist wie „ein Foto muss unbedingt bearbeitet werden“.

Erlaube mir, das Ganze also nüchtern zu betrachten:

Bildbearbeitung ist – genau, wie die Kamera – ein Werkzeug, das uns in der Fotografie zur Verfügung steht. So wie einem Maler seine Spachteln, Pinsel, Leinwände haben wir Kameras und digitale Werkzeuge für Bildbearbeitung.

Das, was wir heute digital in Photoshop, Lightroom und Co. machen, haben wir früher in der analogen Fotografie in der Dunkelkammer gemacht. (Woher wohl der Name „Lightroom“ stammt ;-)

Ich habe noch selbst Filme entwickelt und dann auf Papier ausgearbeitet.

Sämtliche Werkzeuge, die wir heute aus Photoshop kennen, stammen genau von dort. Aus dem Fotolabor.

Wir brauchen heute aber kein Rotlicht mehr (und sind nicht kreidebleich am Ende des Sommers, während alle anderen den Sommer am Badesee verbracht haben. Ist mir aber nur ein mal passiert ;)

Bildbearbeitung gibt dir die Möglichkeit dem Foto, das du gemacht hast den letzten Schliff und die passende Stimmung zu geben.

Du kannst durch dezente Bearbeitung der Farben ein wärmeres oder kühleres, ein härteres oder weicheres, ein romantisches oder brutales Erlebnis beim Betrachter schaffen.

Fotografie ist nicht immer nur das „Einfangen der Realität“, sondern vielmehr zeigen, was man selbst erlebt oder empfunden hat.

Und gerade Bildbearbeitung und farbliche Ausarbeitung kann dazu einen enorm wichtigen Teil beitragen.

Schön und gut, wo setzt du jetzt an, wenn du gerade anfängst zu fotografieren und es erst lernen möchtest?

Ich würde dir für den Anfang empfehlen, mit ein paar wenigen Lightroom Presets zu arbeiten und zu experimentieren.

Du hast schon genug zu üben und auszuprobieren, mach dir bei der Bildbearbeitung fürs Erste mal keinen Druck.

Fazit

Es gibt so viele Tipps für Anfänger, aber kaum jemand sagt dazu:  mach dir bitte keinen Druck. Du zerstörst dir damit womöglich ein wunderschönes Hobby.

Fotografieren lernen ist keine Raketenwissenschaft:

  1. Kauf eine Kamera, die dir sympathisch ist und technisch abdeckt, was du brauchst
  2. Lern die Grundlagen der Belichtung – Blende, ISO, Belichtungszeit – zu verstehen (in unserer Toolbox gibts dazu übrigens auch einen Spickzettel für die Fototasche)
  3. Befasse dich mit den Grundlagen der Bildgestaltung, die wir hier aufgeführt haben
  4. Minimale Bildbearbeitung um den Effekt zu haben, den analog der Film ausmacht – also die Stimmung im Bild

Und das Wichtigste zum Schluss: Genieß den Weg!

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