7 Dinge, die jeder Tierfotografie-Anfänger wissen sollte (bevor er die erste Aufnahme macht)

Ein Hund läuft durchs Bild. Du drückst ab. Das Foto ist unscharf, der Moment verpasst, die Enttäuschung groß. Kommt dir bekannt vor? Tierfotografie scheint auf den ersten Blick simpel – schließlich sind Tiere überall um uns herum. Doch zwischen „Tier gesehen“ und „Tier fotografiert“ liegen Welten.

Die gute Nachricht: Es sind nicht die teuersten Objektive oder die schnellste Kamera, die den Unterschied machen. Es ist das Verstehen einiger grundlegender Prinzipien, die jeden Tierfotografie-Anfänger weiterbringen. Hier sind sieben Erkenntnisse, die dir den Einstieg erleichtern werden.

1. Geduld ist dein wichtigstes Werkzeug

Tiere haben ihren eigenen Zeitplan. Sie posieren nicht auf Kommando, warten nicht auf deine Bereitschaft und interessieren sich herzlich wenig für deine fotografischen Ambitionen. Das ist frustrierend – und gleichzeitig das Schöne an der Tierfotografie.

Was das bedeutet: Du lernst zu beobachten, statt zu jagen. Du wartest auf den Moment, statt ihn zu erzwingen. Das macht dich nicht nur zu einem besseren Tierfotografen, sondern zu einem aufmerksameren Menschen.

Praktischer Tipp: Nimm dir für deine ersten Versuche bewusst mehr Zeit mit. Zwei Stunden für zehn gute Aufnahmen sind realistischer als die Hoffnung auf hundert Bilder in einer halben Stunde.

Foto: Wiebke Haas / Shootcamp

2. Die Augenhöhe entscheidet über alles

Der häufigste Fehler in der Tierfotografie? Aus der menschlichen Perspektive fotografieren. Wir schauen auf Hunde, Katzen oder Kaninchen herab – und genau so sehen dann auch unsere Fotos aus: distanziert und wenig einnehmend.

Die Lösung ist einfach: Geh runter auf Augenhöhe deines Motivs. Das bedeutet oft: Knie schmutzig machen, sich hinlegen, unbequeme Positionen einnehmen. Aber der Unterschied ist dramatisch.

Warum das funktioniert: Auf Augenhöhe entstehen Begegnungen statt Beobachtungen. Das Tier wird vom Objekt zum Subjekt, aus dem Foto wird eine Geschichte.

3. Scharfe Augen sind wichtiger als scharfe Zähne

In der Tierfotografie gibt es eine eiserne Regel: Die Augen müssen scharf sein. Alles andere kann unscharf werden – die Nase, der Körper, der Hintergrund. Aber sind die Augen unscharf, ist das Foto tot.

Technisch heißt das: Fokussiere bewusst auf die Augen, nicht auf die Körpermitte. Die meisten Kameras haben mittlerweile Augenerkennung – nutze sie. Falls nicht, wähle einen einzelnen Fokuspunkt und platziere ihn präzise.

Der Grund: Augen erzählen Geschichten. Sie transportieren Emotionen, Charakter, Persönlichkeit. Ohne scharfe Augen verliert selbst das technisch perfekte Foto seine Seele.

Foto: Wiebke Haas / Shootcamp

4. Licht ist wichtiger als Ausrüstung

Während Anfänger über Objektive diskutieren, denken erfahrene Tierfotografen über Licht nach. Ein Smartphone bei gutem Licht schlägt oft eine teure Kamera bei schlechtem Licht.

Goldene Regel: Fotografiere in den ersten oder letzten Stunden des Tages. Das Licht ist weicher, wärmer und schmeichelnder. Tiere sind außerdem oft aktiver und entspannter.

Bei Innenaufnahmen: Nutze Fensterlicht statt Blitz. Tiere erschrecken oft beim Blitzen, und das harte Licht ist selten schmeichelhaft. Geh näher ans Fenster, erhöhe notfalls die ISO – aber verzichte auf den Blitz.

5. Verhalten verstehen macht bessere Fotos

Du musst kein Biologe werden, aber ein Grundverständnis für Tierverhalten hilft enorm. Wann ist ein Hund entspannt? Wie zeigen Katzen Unbehagen? Welche Körpersprache signalisiert Fluchtbereitschaft?

Beobachte die Zeichen:

  • Entspannte Tiere haben weiche Gesichtszüge und natürliche Körperhaltung
  • Gestresste Tiere zeigen Anspannung in Ohren, Augen und Körperhaltung
  • Ein entspanntes Tier gibt dir Zeit für bessere Aufnahmen

Praktischer Nutzen: Du erkennst den richtigen Moment für die Aufnahme und weißt, wann du Abstand halten solltest.

6. Weniger ist mehr – auch bei der Ausrüstung

Als Tierfotografie-Anfänger brauchst du nicht das 600mm-Teleobjektiv für 5000 Euro. Du brauchst Verständnis für deine vorhandene Ausrüstung und die Bereitschaft, näher an dein Motiv heranzugehen.

Was wirklich hilft:

  • Eine Kamera, die du blind bedienen kannst
  • Ein Objektiv mit einer Brennweite ab 85mm (Vollformat) oder 50mm (Crop)
  • Grundkenntnisse in den manuellen Modi

Warum das reicht: Tierfotografie ist Timing und Geduld, nicht Ausrüstung. Die besten Tierfotos entstehen durch Nähe zum Motiv, nicht durch die längste Brennweite.

Foto: Annemarie Zander

7. Beginne mit vertrauten Tieren

Der Einstieg in die Tierfotografie muss nicht im Serengeti-Nationalpark stattfinden. Die besten Lernmotive sind oft die nächstgelegenen: der eigene Hund, die Nachbarskatze, Vögel im Garten.

Vorteile bekannter Tiere:

  • Du kennst ihr Verhalten und ihre Gewohnheiten
  • Sie sind an deine Anwesenheit gewöhnt
  • Du hast unbegrenzt Zeit zum Üben
  • Fehler haben keine Konsequenzen

Der Lerneffekt: Alle Prinzipien der Tierfotografie lassen sich am Haustier üben. Ist der Hund gemeistert, funktioniert das Wissen auch bei wilderen Motiven.

Der erste Schritt ist der wichtigste

Tierfotografie ist eine Schule der Achtsamkeit. Sie lehrt Geduld, Beobachtung und den respektvollen Umgang mit anderen Lebewesen. Diese Qualitäten machen nicht nur bessere Fotos – sie machen dich zu einem bewussteren Fotografen.

Vergiss die Technik-Blogs, die dir weismachen wollen, dass du ohne 2000-Euro-Objektiv keine guten Tierfotos machen kannst. Die Wahrheit ist simpler: Mit Aufmerksamkeit, Geduld und den sieben Punkten aus diesem Artikel kommst du weiter als mit der teuersten Ausrüstung.

Der erste Schritt? Geh raus und fang an. Dein erstes Motiv wartet vielleicht schon im Garten auf dich.

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